Herzlichen Dank für das stimmungsvolle Konzert. Das Programm hat mir sehr gefallen, ganz besonders die Johannespassion von Schütz, die ich bisher noch nicht gekannt habe. Bravo für die anspruchsvollen a cappella-Gesänge!

Chor und Solisten haben mit ihrer Interpretation sehr berührt. Dazu beigetragen hat auch die Stille und der kerzenerleuchtete Raum. Ein tolles Konzept für Karfreitag, man kann leichter nach innen gehen. Und die Leute haben nicht nur nicht geredet, sondern auch nicht gehustet oder geraschelt. Das ist also möglich!

Ich freue mich auf ein nächstes Mal!

Wir begingen mit unserem Passionsprogramm neue musikalische und aufführungstechnische Pfade. Motetten von Hugo Distler, Johann Kuhnau und Heinrich Schütz besingen das Leid des Menschen, welcher nach Trost und Heil sucht. Höhepunkt bildete die «Johannespassion» von Schütz, welcher den Leidensweg Jesu eindrucksvoll erzählt.

Nicht das gesungene Wort in vielschichtiger Weise. Diese besagte tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit in einer Welt der fortwährenden Lebensangst findet in einer anderen Welt und Zeit ihre Erlösung. An seine Stelle ist die Sicht auf ein lichtvolles, neues Leben getreten.

Klang und Stille wechselten sich kontinuierlich ab. Im ganzen Raum verteilte Liegestühle ermöglichten es die expressive Musik auf eine neue Art zu erleben (auch Sitzstühle waren vorhanden).

Aufführungen

Samstag, 9. April 2022 – 19:30 Uhr – Reformierte Kirche Horgen

Karfreitag, 15. April 2022 – 19:30 Uhr – Kirchgemeindehaus Zürich-Altstetten

Werke

Heinrich Schütz (1585-1672)

Hugo Distler (1908-1942)

  • In der Welt habt ihr Angst
  • Ich wollt, daß ich daheime wär

Johann Kuhnau (1660-1722)

  • Tristis est anima mea

Leitung

Daniel Pérez

Mitwirkende

  • Zacharie Fogal, Tenor
  • Tobias Wicky, Bass
  • Weitere Rollen aus der Johannespassion werden von Singenden des Chores übernommen.

Zum Programm

Den Anfang bildet die Motette “Tristis est anima mea” von Johann Kuhnau. Wenige Werke sind von ihm bekannt. Auch wurden seine Werke Johann Sebastian Bach, seinem Nachfolger als Thomaskantor, zugeordnet, weswegen die Entstehungszeit unbekannt bleibt. Der lateinische Text ist liturgisch als Responsorium der Matutin am Gründonnerstag zugeordnet. Chromatisch verdichtete Seufzermelodik prägt den Grundton betrübten Zagens. Intensive Melismen, flehende Gesten und der Wechsel von polyphone und homophone Abschnitte verleihen dem Werk eine klar gegliederte Form, die Kuhnau mit wirkungsvoller Dramatik aufbricht.  

Hugo Distler schreibte seine “Geistliche Chormusik, op. 12” im Zeitraum von sieben Jahren und zeigt somit seine eindrückliche aber relativ kurze kompositorische Entwicklung bis zu seinem frühen Tod. “In der Welt habt ihr Angst, op. 12,7” schrieb Distler als Trauermusik nach dem Tod seiner Schwiegermutter im März 1936 und verband zwei Texte aus dem Johannesevangelium und von Nikolaus Hermann. Die Motette beschreibt eine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit in einer Welt der fortwährenden Lebensangst. Diese Sehnsucht findet sich ebenfalls in der Motette “Ich wollt, daß ich daheime wär, op. 12,5”. Hier hat der Tod alles Düstere, Bedrohliche verloren. An seine Stell ist die Sicht auf ein helles, neues Leben getreten. 

Dies ist ebenfalls in der Motette “Die mit Tränen säen” von Heinrich Schütz ersichtlich. Wie Distler inmitten der Nazi-Zeit und des Zweiten Weltkriegs, lebte Schütz inmitten des Dreissigjährigen Kriegs. Krieg und Seuchen dezimierten die Bevölkerung beträchtlich. Seine Musik galt daher der Hoffnung nach einer besseren Zeit nach der Zeit. Die Musik lebt vom Kontrast der Affekte und unterstreicht das gesungene Wort wie es wenige Komponisten vor und nach ihm erreicht haben. 

Als Höhepunkt des Passionsprogramms steht Heinrich Schütz’ “Johannespassion”. Die Passion nach Johannes wurde traditionell am Karfreitag in der Dresdner Schlosskirche gesungen. Im Gegensatz zur Bachschen Passion ist diese in ihrer Besetzung überschaubar. Die Geschichte wird auf verschiedenen Choraltönen rezitiert. Der Evangelist und die Soliloquenten erhalten durch den Text intensivierten Melismen und Sprünge eine eigene Stimme. Die Turbae werden in einen vierstimmigen Chorsatz dargestellt. Umrahmt wird die Johannespassion von einem Eingang- und einem Schlusschor, welche sich sehr genau am Text hält.